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Schools of Trust e.V. ist eine Initiative, die 2012 als Informationsplattform zu neuen Bildungswegen begonnen hat. Mit einer Reichweite von über 8000 Newsletter-Abonnenten zählt sie zu den anerkannten Gestaltern der Alternativschulszene. Zukünftig wird Schools of Trust als Schul-Franchise fungieren, sodass 2020 die Gründung einer GmbH erfolgen soll und im Herbst 2021 die erste eigene Schule gegründet wird. Ziel von Schools of Trust sind nachhaltige Veränderungen in der Bildungslandschaft, wobei das Erreichen aller Bevölkerungsschichten oberste Priorität genießt.

 

Niklas hat als Mitglied unseres Projekts demokratieschule am 27.09.2020 mit Michael aus dem Kernteam von Schools of Trust gesprochen

Niklas: Auf der Website von Schools of Trust steht geschrieben, dass das Projekt die Idee der demokratischen Schule mit Elementen aus der staatlichen Schule vereinen möchte. Kannst du das erläutern?

 

Michael: Als Element der demokratischen Schule stehen bei uns die Lernfreiheit und die Mitbestimmung im Schulalltag im Vordergrund. Von staatlichen Schulen wollen wir übernehmen, dass sie Schüler*innen richtigen Input bekommen, da es bei vielen demokratischen leider der Fall ist, dass manche Schüler*innen mit der Freiheit überfordert sind und allein gelassen werden. Außerdem wird Schule allgemein als Mittel der Persönlichkeitsentwicklung gesehen, was uns auch sehr wichtig ist.

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Niklas: Schools of Trust berichtet, dass verschiedene demokratische Schulen besucht wurden, um zu erfahren was funktioniert und was nicht. Was sind deine Erfahrungen von dieser Reise?

 

Michael: Leider bin ich als einziger unseres Teams nicht auf der Reise dabei gewesen, daher kann ich spezifisch dazu eher wenig sagen. Allerdings besuchte ich letztes Jahr die EUDEC (European Democratic Education Community), eine Konferenz demokratischer Schulen. Das war für mich insofern ein spannendes Erlebnis, da ich, als ehemaliger Schüler einer demokratischen Schule, schon davon ausging, was das angeht, alles gesehen zu haben. Entgegen meiner Erwartungen erfuhr ich, wie elementar anders solche Schulen in anderen Ländern teilweise aussehen, zum Beispiel wurde eine Schule in Israel sehr futuristisch, ähnlich den Coworking Spaces von Google, gestaltet. Meine Kolleg*innen, die auf der Reise waren, haben ähnliche Erfahrungen gemacht.

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Niklas: Werden Schüler*innen die ihnen gegebenen Freiheiten, gerade im jungen Alter, nicht ausnutzen?

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Michael: Wir finden, Kinder müssen Entscheidungen treffen und auch Fehler machen. Es geht in der Schule nicht darum, dass die Kinder wie irgendwelche Werkstücke abgefertigt werden, sondern dass sie lernen sollen. Ein Beispiel, dass zur Frage passt, ist eine Schule in Stuttgart, auf der die Schüler*innen selbst über die Handyregelung entscheiden dürfen. Da war es so, dass die Nutzung privater Endgeräte uneingeschränkt erlaubt war. Nach einem halben Jahr haben die Kinder gemerkt, dass sie sich so nicht konzentrieren können, deswegen haben sie sich wieder für ein striktes Verbot entschieden. Darum geht es, dass Schüler*innen lernen mit Fehlentscheidungen umzugehen und diese zu reflektieren.

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Niklas: Schools of Trust möchte jeder/m Schüler*in individuell zur Seite stehen, als Beispiel darf sich jeder/m Schüler*in ein/e Mentor*in aussuchen, von dem die/der Schüler*in in regelmäßigen Gesprächen unterstützt wird. Staatliche Schulen haben schon enorme Probleme mit dem Personal, wie gedenkt das Projekt damit umzugehen?

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Michael: Dafür ist die Alemannenschule in Wutöschingen ein gutes Beispiel, die auch darüber nachgedacht hat, dieses System bei sich wieder abzuschaffen, weil es stellenweise zu teuer und aufwendig war, sich aber letztendlich dagegen entschieden hat. Ich finde es sehr wichtig, dass das Potential von Schüler*innen nicht verschenkt wird und mit einer eigenen Bezugsperson hat jedes Kind eben jemanden, mit dem es über persönliche Probleme sprechen kann und die dieses Potential erkennt. Zum Thema Personal: Meiner Meinung kann dafür an anderen Stellen Personal gespart werden, z.B. durch das Wegfallen von Klassenarbeiten und Test oder da Kinder auch sehr gut von anderen Kindern lernen können. Generell ist es aber so, dass demokratische Schulen einen höheren Lehrerschlüssel haben als herkömmliche/staatliche Schulen, was leider auch nur durch schlechtere Bezahlung möglich ist.

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Niklas: Was stört dich an demokratischen Schulen?

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Michael: An einigen Schulen werden die Kinder fast ohne äußeren Input sozusagen in den Wald gesetzt, um mal zu schauen was passiert. Das finden wir schade, da wir glauben, dass Erwachsen als Vorbilder einen Wertvollen Beitrag leisten können. Auch gibt es Kinder, die mit fehlendem Rahmen den Halt verlieren können. Potential hat auch, dass es aktuell noch eine deutliche, gesellschaftliche Blase gibt. Kinder auf einer demokratische Schule kommen fast ausschließlich aus Akademiker-Haushalten. Ein Gegenbeispiel ist die FLEKS-Schule in Hamburg, die haben eine sehr gut gemischte Schülerschaft aus allen Schichten.

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Niklas: Gab es bis jetzt ein besonders herausstechendes Problem im Projekt Schools of Trust?

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Michael: Eine unserer größten Herausforderungen ist, dass wir ein überwiegend sehr junges Team sind, was auf der einen Seite natürlich sehr positiv ist, auf der anderen Seite aber das Problem

mangelnder Erfahrung, zum Beispiel was Projektentwicklung angeht, mit sich bringt. Aber wir haben viel Energie und Motivation und sind gewillt, uns sämtlichen Herausforderungen zu stellen.

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Niklas: Was war deine persönliche Motivation dem Projekt Schools of Trust beizutreten?

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Michael: Wenn ich mir meine Schulzeit rückblickend anschaue, wäre ich an einer staatlichen Schule relativ sicher gescheitert. Ich hatte riesiges Glück, dass ich auf eine demokratische Schule gekommen bin, da mir dort auch bei Themen, die mir anfangs schwer gefallen sind, die Zeit gegeben wurde, mich frei zu entfalten. Und später auf der Berufsschule war es dann wieder so, dass ich so viele verschiedene Schicksale gesehen habe, die einfach aus verschiedensten Gründen durch geistige Abwesenheit ihre Zeit dort verschwendet haben, so viele Menschen, die großes Potential haben, das aber durch das Schulsystem nicht entfaltet werden kann. Ab dem Punkt habe ich beschlossen, selbst etwas zu unternehmen und, anstatt mich immer nur über die Schule aufzuregen, tatsächlich etwas zu tun und Schools of Trust beizutreten. Nelson mandela sagte einmal folgenden Satz: „Schule ist der größte Hebel, um die Gesellschaft zu verändern.“ Dem stimme ich voll und ganz zu, in meinen Augen sollten wir, wenn wir eine andere Gesellschaft möchten, bei der Schule anfangen

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